Nach über acht Jahren war Mehmet Boztepe im Sommer 2022 aus der Türkei nach Deutschland zurückgekehrt. Er lebte wieder in Moers und wollte in NRW fußballerisch Fuß fassen.
Und er fand mit dem MSV Düsseldorf auch einen Oberligisten, der auf den Offensivspieler setzte. Doch Ende des Jahres 2022 löste der mittlerweile 35-jährige Boztepe seinen Vertrag in der NRW-Landeshauptstadt auf.
"Der Verein, die Verantwortlichen, die Mannschaft, der Trainer, alles war super. Aber die Fahrt von 50 Kilometer Hin- und 50 Kilometer Rückfahrt hat meinen Kopf kaputt gemacht. Ich stand immer im Stau und konnte mich gar nicht auf das Training freuen, sondern habe mich im Auto immer geärgert. Ich habe das alles mit meiner Frau besprochen und entschieden, dass ich mir das nicht mehr antue. Ich war nach dem Training erst gegen Mitternacht zuhause. Jetzt suche ich einen Verein im Duisburger Raum", sagte Boztepe gegenüber RevierSport.
Doch statt bei einem Verein in der Nähe seines Wohnortes Moers anzuheuern, folgte er dem Lockruf in die Türkei. Er kehrte an den Bosporus zurück.
Hier ist nichts. In Deutschland würde man sagen, dass hier der Hund begraben ist (lacht). Der Vorteil ist aber, dass das Leben sehr günstig ist und man sich hier voll auf Fußball konzentrieren kann.
Mehmet Boztepe
"Ich hatte viele Anfragen aus dem Ruhrgebiet vorliegen. Aber ich habe mir auch immer eine Hintertür für die Türkei offengehalten. Und es kam dann ein finanziell sehr gutes Angebot, welches ich nicht ablehnen konnte und wollte. Jetzt bin ich hier", erzählt er.
Der feine Techniker steht bis mindestens 30. Juni 2023 beim türkischen Viertligisten Mus 1984 Musspor unter Vertrag. Der finanzstarke Klub peilt die 3. Liga an und die diesjährigen Aufstiegs-Playoffs. Aktuell liegen Boztepe und Co. sechs Punkte hinter diesem Ziel zurück.
"Wir haben eine gute Mannschaft und einen hervorragenden Trainer namens Erdogan Yilmaz, den ich noch aus unserer gemeinsamen Zeit bei Adanaspor kenne. Er setzt auf mich und vertraut mir. Das tut einem Spieler immer gut", sagt Boztepe, der bislang zwei Einsätze für seinen neuen Klub verbuchte.
Mus ist eine 100.000-Einwohner große Stadt im Osten von Anatolien. Eine Region, in die nur wenige gute Fußballer eigentlich wechseln. "Hier ist nichts. In Deutschland würde man sagen, dass hier der Hund begraben ist (lacht). Der Vorteil ist aber, dass das Leben sehr günstig ist und man sich hier voll auf Fußball konzentrieren kann", betont Boztepe und verrät: "Der Verein ist finanziell sehr gut aufgestellt und lockt gute Spieler hierhin. Wir leben alle in einem Hotel, auch die Trainer und Mitarbeiter. Es ist ein Hotel-Leben, wie man es kennt. Uns wird alles abgenommen und wir sollen uns nur auf Fußball konzentrieren. Mir macht es Spaß und ich werde bis Sommer hier bleiben, dann sehen wir weiter."
Die Erdbeben-Katastrophe erlebte Boztepe auch mit. Jedoch nicht so stark wie in den Katastrophengebieten. Boztepe: "Ja, zum Glück nicht so stark. Aber wir haben das Erdbeben in Mus auch gespürt. Wir sind glücklicherweise glimpflich davongekommen. Trotzdem sind diese unfassbar vielen Toten hier allen gegenwärtig und Gesprächsthema. Das macht schon etwas mit der Psyche. Man grübelt viel über das Leben. Aber es muss ja weiter gehen. Am 28. Februar steht schon das nächste Ligaspiel an."